GESCHÄFTSBERICHT 2024
NACHHALTIGKEIT
Mit Selbstfürsorge zum kollektiven Erfolg
Das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) bei Tertianum wird bereichsübergreifend weiterentwickelt. 2024 konnten wichtige Meilensteine erreicht werden.
Das Handy-Display zeigt 6:55 Uhr. Kurz vor dem Schichtwechsel betritt die 22-jährige Pflegehelferin Ana zügig die Einfahrt der idyllischen Gartenanlage. Mit Kopfhörern im Ohr macht sie sich auf den Weg zu ihrer Arbeitsstelle in einer alten Villa, die seit einiger Zeit als Tertianum Wohn- und Pflegezentrum dient.
Die morgendliche Ruhe im Quartier täuscht darüber hinweg, dass in der Villa bereits emsiges Treiben herrscht. Ein Gast in Zimmer 3 möchte aufstehen und benötigt dabei Hilfe. Er ist schlecht gelaunt, als Ana eintritt. Auf dem Flur begegnet sie ihrer Teamleiterin, die ihr mitteilt, dass eine Kollegin krankheitsbedingt ausfällt. Ana soll kurzfristig einspringen. Zudem muss ein gehbehinderter Gast aus Zimmer 4 verlegt werden, doch der Hebelift befindet sich in einem anderen Gebäude. Um Zeit zu gewinnen, entscheidet sich Ana, den Transfer vom Bett in den Rollstuhl ohne technische Unterstützung durchzuführen.
STRATEGISCHER AUSBAU DES BETRIEBLICHEN GESUNDHEITSMANAGEMENTS
Diese realen und teilweise herausfordernden Bedingungen im Pflegealltag können nicht nur die Arbeitsmotivation und das Betriebsklima beeinträchtigen, sondern auch Fehler begünstigen, die Absenzenquote erhöhen und im schlimmsten Fall das Unfallrisiko steigern. Aus diesem Grund hat die Tertianum Gruppe 2023 das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) eingeführt. 2024 wurde das Konzept von der Geschäftsleitung verabschiedet. Es basiert auf den drei zentralen Handlungsfeldern Selbstverantwortung, Führungskräfteentwicklung und gesundheitsfördernde Rahmenbedingungen.
«Mit dem BGM wollen wir den Menschen im Unternehmen Sorge tragen», erklärt Katrin Bucher, die für das BGM verantwortlich ist. Ziel ist es, die Mitarbeitenden in ihrer Selbstfürsorge und Selbstorganisation zu stärken, um fachliches und persönliches Wachstum zu ermöglichen sowie ein gesundheitsförderndes Arbeitsumfeld zu schaffen.
«Mit dem BGM wollen wir den Menschen im Unternehmen Sorge tragen.»
Katrin Bucher
Betriebliches Gesundheitsmanagement

UNTERSTÜTZUNG FÜR FÜHRUNGSKRÄFTE
Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei den Führungskräften, die eine zentrale Rolle für das Wohlbefinden ihrer Teams spielen. Der Fokus liegt auf einem gesundheitsbewussten Führungsstil und der Vorbildfunktion.
Das bereits bestehende Programm «Leadership@ Tertianum» befähigt Führungskräfte in E-LearningKursen, Webinaren und Workshops, eine gesunde Unternehmenskultur aktiv mitzugestalten. Seit Sommer 2024 stehen zudem individuelle Coachings zur Verfügung, um Führungsfragen zu reflektieren und die persönliche Entwicklung zu fördern.
Ergänzend arbeitet Tertianum mit einer externen Anlaufstelle zusammen, bei der sich Mitarbeitende vertraulich zu persönlichen oder beruflichen Herausforderungen beraten lassen können.
ORGANISATORISCHER WANDEL FÜR NACHHALTIGE GESUNDHEIT
Ein nachhaltiges BGM erfordert das Engagement aller. «Das BGM wirkt dabei wie ein Katalysator für eine gesunde Unternehmenskultur», sagt Katrin Bucher. Um den organisatorischen Wandel anzustossen, wurde daher verstärkt an der Sensibilisierung der Führungskräfte und der Vermittlung gesundheitsrelevanter Zusammenhänge gearbeitet.
Das BGM fordert mehr Eigenverantwortung, schafft aber gleichzeitig grössere Handlungsspielräume. Durch die Einbindung der Mitarbeitenden in die Prozess- und Arbeitsplatzgestaltung wird die Praxistauglichkeit der Massnahmen sichergestellt. Das Konzept setzt die organisatorischen Leitplanken und benennt Verantwortliche für das BGM in allen Disziplinen, Regionen und auf allen Hierarchieebenen. Damit der Erfolg zum Gemeinschaftswerk wird.
«Bei Tertianum betrachten wir den Menschen in seiner Gesamtheit – auch dessen private Bedürfnisse, die oft mit der Arbeit im Zusammenhang stehen», erklärt Katrin Bucher. Diese Philosophie spiegelt sich beispielsweise in der Dienst- und Ferienplanung wider.
Um noch mehr Eigeninitiative zu fördern, werden Erfolge und Best-Practice-Beispiele sowie Tipps für Stressbewältigung und Gesundheit aktiv über interne Kommunikationskanäle verbreitet.
«Bei Tertianum betrachten wir den Menschen in seiner Gesamtheit – auch dessen private Bedürfnisse, die oft mit der Arbeit im Zusammenhang stehen.»
Katrin Bucher
Betriebliches Gesundheitsmanagement
ERFOLGSMESSUNG UND ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN
BGM-Massnahmen greifen selten kurzfristig, sondern wirken sich vielmehr mittel- bis langfristig auf den Unternehmenserfolg aus. Deshalb hat die Geschäftsleitung 2024 folgende zentrale Messgrössen definiert: Arbeitszufriedenheit, Absenzen- und Fluktuationsraten, Unternehmenszugehörigkeit sowie Zufriedenheit mit den individuellen Entwicklungsmöglichkeiten.
Um noch besser zu verstehen, was die Mitarbeitenden belastet, wird 2025 in mehreren Betrieben und Organisationseinheiten eine Job-Stress-Analyse durchgeführt. Die Befragung ermittelt individuelle Belastungsfaktoren und gibt Empfehlungen für den Umgang mit Ressourcen. Zudem wird erhoben, wie Mitarbeitende das Unternehmen bewerten und welche Verbesserungen gewünscht sind.
Mit diesen umfassenden Massnahmen stellt Tertianum sicher, dass das BGM langfristig zu einem gesunden, motivierenden Arbeitsumfeld beiträgt – und damit zu einem nachhaltigen Unternehmenserfolg.
Katrin Bucher
Betriebliches Gesundheitsmanagement
Katrin Bucher hat 2024 die Führung des gruppenweiten BGM-Programms von Franko Behrendt übernommen. Nach 10 Jahren am Institut für Weiterbildung an der Pädagogischen Hochschule Bern wechselte sie vor 15 Jahren in die Langzeitpflege und leitete mehrere Jahre eine Spitexorganisation im Emmental. In den letzten sieben Jahren war sie Geschäftsführerin eines Pflegezentrums mit dem Schwerpunkt Demenz und Palliative Geriatrie. Katrin Bucher besitzt einen EMBA und einen Weiterbildungsmaster in Coaching und Organisationsentwicklung.